Marktchancen für Automobilzulieferer in der Verteidigungsindustrie

Mit den in Aussicht gestellten erheblichen Investitionen in die Beschaffung von militärischer Ausrüstung und Technik ergibt sich für Automobilzulieferer die Chance für einen Einstieg in die Verteidigungsindustrie. Dieser Einstieg sollte frühzeitig mit rechtlicher Expertise begleitet werden. 

Die Gelegenheit eröffnet sich insbesondere vor dem Hintergrund, dass die politisch angestrebte Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit in Europa in kürzester Zeit erreicht werden soll und eine massive Ausweitung der industriellen Kapazitäten erfordert. Hier können Unternehmen aus der Automobilzulieferindustrie ihre vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen einbringen und sich damit neue Geschäftsfelder erschließen, die stabiles Wachstum versprechen. 

Bei der Bewertung strategischer Optionen sind insbesondere folgende drei rechtlich relevante Aspekte zu bedenken:

1.    Förmlicher Beschaffungsprozess

Ausgangspunkt eines Projekts in der Verteidigungsindustrie ist stets ein förmlicher Beschaffungsprozess, entweder nach den Regelungen des europäischen Vergaberechtes oder nach dem nationalen Haushaltsrecht. 

Dessen Besonderheiten und die behördliche Beschaffungspraxis wirken oftmals in der betreffenden Lieferkette fort. Nicht selten ist es auch für Tier-2-Lieferanten vergabe-, zivil- und preisrechtlich sinnvoll, bereits in diesem Stadium mit dem eigentlichen Hauptauftragnehmer eine Form von Beteiligung an dem Beschaffungsprozess zu vereinbaren, um zumindest mittelbar gestalterischen Einfluss auf den Beschaffungsgegenstand und die rechtlichen Rahmenbedingungen nehmen zu können.

2.    Qualitätsmanagement & Zertifizierung

Mit Blick auf das Qualitätsmanagement wird in der Regel eine Zertifizierung nach EN 9100 erforderlich sein. Die Norm beruht auf den Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme nach EN/ISO 9001 und legt zahlreiche ergänzende Anforderungen für die Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie fest. 

Hinzu kommen ggf. weitere Anforderungen an das Qualitätsmanagement aus den Allied Quality Assurance Publications (AQAP) der NATO. Die entsprechenden Anforderungen müssen in aller Regel auch an eigene Zulieferer weitergegeben werden.

3.    Business Case & Vertragsgestaltung

Auch in der Serienproduktion sind die Stückzahlen in der Verteidigungsindustrie in der Regel deutlich niedriger als in der Automobilindustrie. Zulieferer müssen diesen Umstand bei der Analyse und Ausgestaltung ihres Business Cases berücksichtigen und ihn durch geeignete vertragliche Regelungen absichern, soweit die Vertragsbedingungen nicht vergaberechtlich vorgegeben sind.

Wir haben umfassende Erfahrungen im Verteidigungssektor, von der Begleitung von Beschaffungsvorgängen bis hin zur Vertretung bei Vertragsstreitigkeiten aus der Vertragsabwicklung vor Schiedsgerichten. Mit unserer Expertise stehen wir Ihnen zur Seite, wenn Sie erwägen sollten, Ihre Geschäftsaktivitäten in diesen Sektor auszuweiten. 

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